Rede zum Haushalt 2021

Sehr geehrte Mitbürger*innen,
sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrter Herr Darius, sehr geehrter Herr Winkens,
sehr geehrte Mitarbeiter*innen der Stadt Wassenberg,
sehr geehrte Stadtverordnete,

das Jahr 2020 war ein besonderes Jahr. Es wird uns wahrscheinlich noch sehr lange in Erinnerung
bleiben. Die weltweite Corona-Pandemie, verursacht durch den menschlichen Eingriff in bisher
unberührte Bereiche der Natur, hat das Leben international aber auch hier bei uns in Wassenberg
in einer vorher nie dagewesenen Weise verändert. Dies spiegelt sich unter anderem auch in dem
vorgelegten Haushaltsentwurf wieder.

Vorab möchten wir dem Kämmerer Herrn Darius sowie dem Fachbereichsleiter Herrn Winkens
und seinen Kolleg*innen für den sehr guten Entwurf danken. Auch die konstruktiven Gespräche
bei den Haushaltsberatungen, in denen wir unsere Fragen an die Kämmerei klären konnten,
verliefen positiv.

Die Zahlen im Haushalt sind aus Sicht unserer Fraktion nicht zu beanstanden. Die Investitionen in
verschiedene Schulen, dem Straßenbau, in Gemeindezentren sowie Sportanlagen sind so hoch wie
seit Jahrzehnten nicht mehr. Das war und ist gut. Diese hohen Investitionsvolumen werden in
Zukunft nicht mehr möglich sein. Um so wichtiger ist es, sich nun um andere, langfristig wirkende
Projekte zu kümmern. Politik bedeutet immer auch ein Bild von morgen und übermorgen zu
zeichnen. Hierzu möchten wir nachfolgend unsere Sicht der Dinge darlegen.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Wassenberg gezielt umsetzen

Der Klimawandel ist wesentlich einschneidender als Corona und somit die größte
Herausforderung für uns alle, auch in Wassenberg. Im Jahr 2015 wurde mit dem Pariser
Klimaschutzabkommen eine völkerrechtsverbindliche Vereinbarung getroffen. Um die
Erderwärmung auf max. 1,5°C zu begrenzen, muss jeder – auch wir als Bürger*innen und die
Kommune – seinen Teil dazu beitragen. Bei einem Weiter-wie-bisher haben wir noch ca. vier bis
sieben Jahre (2025 bis 2028), bis unser globales CO²-Budget aufgebraucht ist. Deutschland gehört
nach dem aktuellen Klima-Risiko-Index zu den am stärksten von Wetterextremen betroffenen
Regionen der Welt. Wir als Kommune mit diversen, das lokale Klima beeinflussenden,
Zuständigkeitsbereichen und vielseitigem Engagement sind dafür entscheidende „Game
Changer“. Um Nachhaltigkeit messbar und sichtbar zu machen fordern wir, dass die Verwaltung
eine integrierte Nachhaltigkeitsstrategie und einen Nachhaltigkeitshaushalt entwickelt.
Zukünftige Beschlussvorlagen im Rat sind auf Klimarelevanz zu prüfen. Des Weiteren soll die
Verwaltung im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles unternehmen, um geeignete Maßnahmen
anzustoßen, Wassenberg bis 2035 zur CO²-neutralen Stadt zu machen.

Dies ist beispielsweise durch die Unterstützung der Energieagentur NRW möglich, die mittels
einer Kommunalen C0²-Bilanz wichtige Hinweise gibt, wo und in welcher Höhe
Klimaschutzpotentiale in Wassenberg liegen. Die Umsetzung kann aber nur gemeinsam mit den
Bürger*innen sowie den Unternehmen erfolgen. Der Stadt kommt hier eine zentrale Position zu,
um die Bereiche Energie, Wohnen, Mobilität sowie gewerblichen Verbrauch zu verbessern.
Hierzu stellte unsere Fraktion bereits im März 2020 einen Antrag auf Einstellung eines*er
Klimaschutzmanager*in. Dies wurde in der Ratssitzung 14.05.2020 bis zur Prüfung möglicher
Förderbedingungen zurückgestellt. Seit dem 1.8.2020 hätte Wassenberg eine 65%-Förderung der
Personalkosten für drei Jahre als befristete Projektförderung erhalten können. In den diesjährigen
Haushaltsberatungen wurde auf die verwaltungsinterne Stellenveränderung und damit
verbundene Zuständigkeit sowie auf entsprechend personell neue Ressourcen für den Klimaschutz hingewiesen. Eine Planstelle „Klimaschutzmanagement“ soll aber nicht nur als Botschaft
für umweltfreundliches Verhalten nach außen wahrnehmbar sein, sondern mit ehrgeizigen Zielen
verknüpft werden.

In erster Linie besteht die Verantwortlichkeit

  • für das Monitoring der CO2-Emissionen im Gemeindegebiet (Kommunale Co²-Bilanz)
  • in der Realisierung des beschlossenen Integrierten Klimaschutzkonzeptes
  • in der Unterstützung der Arbeit des Planungs-, Umwelt- und Klimaausschusses
  • in der Fortschreibung des Maßnahmenkatalogs sowie Vorbereitung, Abstimmung und
    Koordination von Projekte sowie Fördermittelmanagement
  • in der Vernetzung mit regionalen Energieversorgern oder kommunaler Ansprechpartner
    für eine noch zu gründende Wassenberger Bürgerenergiegenossenschaft.

Dabei geht es um Energie- und Emissionseinsparungen in den verschiedenen Lebensbereichen,
um die Nutzung von Erneuerbaren Energien, energieeffizientes Bauen, Sanieren und Wohnen
oder um eine nachhaltige Mobilität.

Wir bezweifeln, dass mit den vorhandenen bzw. den neu geschaffenen Personalkapazitäten die
vielfältigen Aufgaben bewerkstelligt werden können. Aus diesem Grund bitten wir um erneute
Prüfung unseres o.g. Antrages nach den aktuellen Rahmenbedingungen. Wir regen dazu einen –
durch externen Sachverstand wie beispielsweise der Energieagentur NRW – unterstützten
Austausch der Verwaltung mit den Fraktionen, die Klima- und Umweltschutz zu ihrem Leitthema
machen, an.

Aufforstung

Wassenberg ist im Kreisvergleich eine sehr waldreiche Kommune. Die vergangenen Jahre mit extremer Trockenheit haben jedoch auch in und um Wassenberg eine Schneise der Verwüstung in unsere Wälder geschlagen. Dies ist allgegenwärtig und nicht mehr zu übersehen. Die begonnenen Aufforstungen sind richtig und wichtig und werden von uns ausdrücklich begrüßt. Sie scheinen aber nur zögernd in Gang zu kommen. Die Bürger*innen wünschen sich aber nicht nur eine lapidare Information im Wald, sondern Aufklärung über Art und Weise sowie den Zeitplan der Aufforstung. Hier würden wir uns noch vermehrt wünschen, dass Bürger*innen mit ins Boot geholt werden. Ob dies nun über einen Bürger*innenwald, Baumpatenschaften oder „nur“ über Spenden zur Finanzierung von Pflanzgut bewerkstelligt wird, ist zweitrangig. Auch das Land NRW hält mit seinem Wiederbewaldungskonzept Förderungen für Privatwaldbesitzer und Kommunen bereit. Wir fordern eine sehr viel stärker beschleunigte Wiederaufforstung sowie Neuanpflanzungen in allen Wald-, aber auch Stadtteilen.

Erneuerbare Energien

Wir begrüßen es, dass die Stadtverwaltung nach laufenden Überprüfungen städtische Dach- und
Fassadenflächen für den Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien in Betracht zieht. So rückt die
erste Photovoltaikanlage z.B. auf einem Dach des Bauhofs in greifbare Nähe. Wir fordern hier auch
neben der geplanten PV-Anlage auf der Deponie in Rothenbach sowie der Windenergie mehr
Kreativität im Finden geeigneter Standorte.
So könnten beispielsweise

  • zukünftig nach Auskiesung der Ophovener Seenplatte Teilflächen für Schwimmende
    Photovoltaikanlagen genutzt,
  • Unternehmer*innen und Gewerbetreibende zur Installation auf den riesigen
    vorhandenen Dachflächen angeregt,
  • Bürger*innen über die Nutzungsmöglichkeit auf privaten Dächern und Fassaden
    aufgeklärt,
  • Landwirte zur doppelten Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für Agro-PV
    (gemeinsame Nutzung von Ackerland für Erzeugung von Lebensmitteln und Energie)
    animiert werden.

In Wassenberg sind darüber hinaus noch viele Dächer von Schulen, Feuerwehren,
Gemeindehäusern, Kirchen oder kommunalen Gebäuden ungenutzt. Dies muss sich ändern. Auch
hier werden wir im Laufe des Jahres 2021 entsprechende Anträge bei der Verwaltung einreichen.

Klimafreundliche Mobilität

Wir begrüßen ausdrücklich, dass überhaupt ein Verkehrskonzept entsteht. Wir finden es sehr
positiv, dass sich der Rat und die Verwaltung auf den Weg gemacht haben, die Mobilitätssituation
in Wassenberg zu verbessern. Wir haben mit unseren Anträgen im Jahr 2020 bereits erste Ideen
eingebracht. Die bisherige zu erkennende Umsetzung des Verkehrskonzeptes sorgte zwar in vielen
Problemzonen für mehr flüssigen Autoverkehr (Ausnahme: Graf-Gerhard-Straße!), aber es ist
immer noch zu wenig Engagement im Bereich innerstädtische Fuß- und Radfahrer-Mobilität
erkennbar.

Unter dem Leitbegriff klimafreundliche Mobilität verstehen wir jede Aktivitäten zur

  • Gleichberechtigung von Fußgängern, Fahrradfahrern, ÖPNV-Nutzern und Automobilisten
  • Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt durch Ausweitung von Tempo 30 Zonen
  • bessere Nutzung der Umgehung B221n durch „Verlangsamung“ des Innenstadtverkehrs
  • Motivation, Kurzstrecken mit dem Rad, E-Bike oder maximal elektromobil zurückzulegen
  • sicheren Querung der L117 zum Sportpark Orsbeck durch geeignete Maßnahmen (Brücke)
  • Unterstützung beim Ausbau der Lademöglichkeiten für E-Mobilität im öffentlichen Raum
  • Aktiven Bemühungen für eine Mobilitätsstation am ZOB (siehe auch kreisweite Planungen
    der WestVerkehr GmbH )
  • Leuchtturmprojekte wie Wasserstofftankstelle in Kooperation mit dem Technologiezentrum Jülich

Von der Verwaltung wird teilweise das Argument vorgebracht, dass einzelne Maßnahmen nicht
realisierbar sind. Die zukünftig nur noch sehr eingeschränkten Finanzmittel im Haushalt gäben
das nicht her. Dem möchten wir als Grüne Fraktion entgegnen, dass sehr viele Fördermittel vom
Bund aber auch dem Land NRW für den Aus- und Umbau des alltäglichen Fahrradverkehrs sowie
hin zu einer klimafreundlichen Mobilität vorgehalten werden. Diese sollten bei den anstehenden
Planungen wertneutral mit einbezogen werden.

Wohnen, arbeiten, leben

Die Bevölkerung der Stadt Wassenberg ist in den vergangenen 10 Jahren um ca. 9% und in den
vergangenen 50 Jahren um ca. 54% gewachsen. In den letzten Jahren sind immer neue Baugebiete
entstanden. Das ist einerseits positiv, da dies etwas über die Attraktivität der Stadt aussagt und
somit zusätzliche Kaufkraft durch neue Steuerzahler nach Wassenberg geholt wurde.
Andererseits sind diese Wachstumszahlen zukünftig nicht mehr realistisch oder wünschenswert.
Mit zunehmender Bebauung und Verdichtung nimmt die Wohn- und Lebensqualität ab.
Flächenverbrauch, Bodenversiegelung oder das Schrumpfen landwirtschaftlicher und naturnaher
Flächen sind ökologisch nicht mehr vertretbare Folgen. Des Weiteren sind zum Teil
innerstädtische Bestandsgebäude mit sehr schlechtem energetischem Zustand vorhanden. Bis
zum Jahr 2050 sollen alle Gebäude in Deutschland auf Niedrigstenergiestandard ertüchtigt
werden. Wir fordern zukünftig weniger auf quantitatives Wachstum sondern auf Qualität zu
„bauen“ und vermehrt auf Sanierung statt Neubau zu setzen. Wir sprechen uns daher für die
Einführung eines Flächenmanagements sowie aktive Sanierungsunterstützung aus. Neben der
Verwaltung sollten auch die Politik und die Bürger*innen mit einbezogen werden.

Im Bezug auf die Flächennutzungspläne, Bauleitplanungen und Bebauungspläne würden wir uns
eine ökologischere Ausrichtung und anschließend eine engere Kontrolle der bestehenden
Vorschriften wünschen. In einer Zeit, in der in anderen Kommunen immer weniger Bauland
ausgewiesen wird, sollten wir bei unseren Planungen mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen.
Das Ziel muss eine qualitätsvolle und ökologische Ausrichtung sein. So werden oft Vorgaben über
Begrünung von Vorgärten oder Grundstücksflächen unterlassen oder nur geringfügig umgesetzt
und dann nicht kontrolliert. Es steht im Raum, dass, wenn sich alle Grundstückseigentümer besser
an die schon jetzt geltenden Regeln halten würden, wir viel weniger lebensfeindliche
Schottergärten und Steinwüsten in unserer Stadt hätten. Hier ist das Ordnungsamt gefordert.

Das neue Baugebiet „Am Wingertsberg“ bietet planerisch gute Ansätze. Es gibt einen
Umweltbericht, eine Artenschutzrechtliche Vorprüfung sowie ein schalltechnisches Gutachten.
Wünschenswert sind noch Vorgaben im Bebauungsplan z.B. die für die Nutzung Erneuerbarer
Energien oder Quartiersspeicher. Des Weiteren erscheint uns dringend geboten ein Controlling zu
erhalten, ob und wie die biologischen Ausgleichsmaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden.

Digitalisierung

Mobiles Arbeit und Distanzlernen ist in den vergangenen Wochen überall Realität geworden. Für
die Sofortausstattung im Rahmen des Digitalpaktes wurden für Wassenberg € 115.500 bewilligt. Für
den Digitalpakt Schule sind für unsere Stadt über € 800.000 beantragt worden. Bisher ist bei den
Schulen aber noch nicht viel angekommen. Hier stehen wir mit der Verwaltung sowie den
Schulleitungen im Kontakt, um zu klären, nach welchen Grundsätzen die Gelder beantragt und
verteilt wurden bzw. noch werden. Welches Konzept steckt dahinter? Und da es mit einer
einmaligen Anschubfinanzierung nicht getan ist, sind für uns auch fortlaufende Entwicklungspläne oder auch die Medienentwicklungspläne der Schulen von Relevanz. Die Digitalisierung in
Schulen und der Verwaltung ist aber kein Selbstzweck. Die Nutzer- bzw. Bürgerfreundlichkeit
sowie die Kapazitätsgrenzen von Digitalisierung sollten immer mitbedacht werden. Man sollte die
Digitalisierung nicht dazu missbrauchen, Personal einzusparen und den Bürger*innen mit Softund Hardwareproblemen allein zu lassen.

Das Jahrhundert der Pandemie wird uns letztlich zwingen, diesen Weg einzuschlagen, aber dabei
müssen wir alle Betroffenen mitnehmen. Ganz außen vorgelassen wird auch immer die
Energiefrage bei der Digitalisierung. Hier ist größtmögliche Transparenz zu schaffen.

Dass Menschen sich immer auch im echten Leben begegnen können sollten, ist der andere Ast
dieses Zukunftsprojektes. Hierfür müssten u.E. auch physisch (nicht nur digital) mehr Räume
geschaffen werden. Effeld ist da mit seinem Dorfzentrum als Vorreiter vorangegangen. Andere
Dörfer könnten dem Beispiel folgen und dabei von der Verwaltung unterstützt werden.

Apropos Zukunft: Etwa 100 Kinder bekommen, nach Gesprächen mit dem Kreisjugendamt, in
Wassenberg zum 01.08.2021 keinen Betreuungsplatz, obwohl sie im Kita-Navigator angemeldet
sind. Das sind 100 Familien, die arbeiten wollen oder sogar müssen, aber denen trotz
Rechtsanspruch diese Chance genommen wird. Dazu kommen Zuzüge von Familien in die
Neubaugebiete Orsbeck und Wingertsberg. Es gibt also auch in Zukunft hohen Bedarf an
Betreuungsplätzen. Wir wünschen uns hier im Stadtgebiet eine weitere KiTa in nachhaltiger
Modulbauweise und fordern die Verwaltung auf, proaktiv auf die Träger zuzugehen.

Haushalt

Wie auch schon in den vergangenen Jahren, so ist auch dieses Jahr wieder von erfreulichen Zahlen
im Haushaltsentwurf 2021 zu lesen. So konnten durch die Nutzung von Fördermitteln sehr hohe
Investitionen getätigt werden und die Pro-Kopf-Verschuldung sinkt kontinuierlich. Im Jahr 2020
wurden sogar die im Kreisvergleich schon sehr niedrigen Steuerhebesätze nochmals reduziert.
Hier hätten wir uns andere Alternativen gewünscht. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Die
positiven Gesamtergebnisse bis 2024 sind nur durch die von der NRW-Landesregierung
vorgegebene NKF-COVID-19-Isolierung möglich. Hierbei werden außerordentliche Erträge zum
Ausgleich der durch die Pandemie verursachten Mindererträge und Mehraufwendungen
vorgesehen.

Die coronabedingten Kosten werden sich im aktuellen Planungszeitraum auf ca. 12 Mio. €
aufsummieren und dann voraussichtlich im Jahr 2025 mit dem vorhandenen Eigenkapital
verrechnet werden müssen.

Wir fordern des Weiteren mehr Weitblick für die Fortentwicklung der wirtschaftlichen Basis des
Kommunalhaushaltes und der Einnahmemöglichkeiten. Eine Stadt nur zum Wohnen und
Schlafen ist zu wenig. Die großen Investitionen der vergangenen Jahre wurden maßgeblich aus
dem Verkauf von städtischen Grundstücken finanziert. Allein im Jahr 2021 und 2022 werden über
Vermarktung von Baugrundstücken Buchgewinne aus dem Verkauf von Umlaufvermögen i.H.v.
€ 4.490.000 realisiert. Dies ist aber nicht beliebig oft möglich. Grund und Boden lässt sich nicht
vermehren. Vielmehr muss über alternative Einnahmequellen nachgedacht werden, wie am
einfachen Beispiel einer Tourismusabgabe in Roerdalen i.H.v € 1 pro Nacht und Person deutlich
wird.

Die NRW – Bank stellt seit kurzem Kommunalkredite zu einem Negativen Zins zur Verfügung. Das
bedeutet, dass man mit Schulden nun schon Geld verdienen könnte. Würden diese allerdings für
konsumtive Maßnahmen ausgegeben, wäre das eine Belastung für kommende Generationen . Uns
Grünen geht es vielmehr darum, die Gunst der Stunde zu nutzen, um ausgewählte Investitionen
z.B. in Bildung, Klimaschutz oder Digitalisierung für die Zukunft unserer Stadt umzusetzen.

Wie kann man den Haushalt noch transparenter machen?

Auch wenn dies mehr Arbeit macht, so rentiert sich doch der regelmäßige Blick nicht nur auf die
geplanten Maßnahmen, sondern auch auf deren Umsetzung. Gerne sähen wir als Grüne dem
Quartalsbericht daher ein Investitionscontrolling beigefügt, zumindest was Maßnahmen größer
300.000 € betrifft. Mit regelmäßigen Informationen über die “Umsetzungsquote” ließe sich das
Rats- und Verwaltungshandeln sicherlich effizienter steuern und möglichen Fehlentwicklungen
schneller begegnen. Darüber hinaus wünschen wir uns auch einen detaillierteren Einblick in den
Haushaltsposten “Soziales”. Wir wüssten gerne genauer, wie sich die Transferaufwendungen
zusammensetzen, wie hoch also beispielsweise die Sozialtransfers sind.

Auch fänden wir es – im Rahmen einer Verbesserung des Berichtswesens in Richtung Transparenz
– sinnvoll, wenn wir von Zeit zu Zeit, mindestens aber im Haushaltsentwurf, die Entwicklung der
Sozioökonomischen Faktoren (Anzahl der Bedarfsgemeinschaften, der Arbeitsplätze etc.) in
Wassenberg nachverfolgen könnten. Wir könnten daraus besser ablesen, wie viel Infrastruktur
wir künftig noch benötigen oder ob diese ausreichend ist. Wir könnten ablesen, ob unser
Siedlungskonzept passend ist (z.B. Nahversorgung, Verkehr, Gebäudepotenziale,
Bildungseinrichtungen etc.) – kurz: wir würden unsere Zukunft nicht dem Zufall überlassen.

Unser Fazit zu diesem Haushalt

Wassenbergs Kämmerer, der Fachbereichsleiter Finanzen und auch schon der neue Bürgermeister haben angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen der Corona-Pandemie einen
Haushaltsentwurf vorgelegt, der viele wichtige Investitionen in die Zukunft unserer Stadt und
erste kleine Schritte in Richtung eines umweltfreundlichen, nachhaltigen und CO²-neutralen
Wassenbergs enthält. Aber – es gibt noch viel zu tun – packen wir’s an!! Wir stimmen dem
Haushalt zu.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Lang
Fraktionsvorsitzender
Bündnis 90 / Die Grünen

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